Zusammenfassung: Der Besuch der alten Dame (Friedrich Dürrenmatt)
Autor: Friedrich Dürrenmatt (1921 - 1990)Originaltitel: Der Besuch der alten Dame
Veröffentlichung: 1956
Textsorte: Tragikomödie
Textgattung: Drama
Literaturepoche: Gegenwartsliteratur
Inhaltsangabe:
Die Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt wurde 1956 veröffentlicht und im selben Jahr am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt.
Unabhängig von den Dramaturgie-Strömungen seiner Zeit gelang dem Schriftsteller mit diesem Stück die Entwicklung eines eigenen Stils, indem er sich Elementen der
Parabel, der Komödie und der griechischen Tragödie bediente. „Der Besuch der alten Dame“ begründete Dürrenmatts Leben als freier Schriftsteller und machte ihn neben
Max Frisch zum bedeutendsten und international bekanntesten Schweizer Autor des 20. Jahrhunderts. Dürrenmatt behandelt darin einerseits das Einzelschicksal seines
tragischen Helden Alfred Ill, der im Laufe der Geschehnisse eine lange vergessene Schuld büßen muss, andererseits den moralischen Verfall der Menschen im Angesicht
der materiellen Gier. Wie der Dramatiker im Nachwort bekannt gibt, spielt sich das Geschehen in einer Stadt „irgendwo in Mitteleuropa“ ab, einige Anspielungen
machen aber klar, dass es sich um einen Ort in der Schweiz handeln muss. Dürrenmatt beschreibt in seinem Stück den aufkommenden Wohlstand seiner Heimat, der die
Barbarei des Zweiten Weltkrieges als am Kriegsgeschehen unbeteiligtes Land erspart geblieben ist und verweist gleichzeitig darauf, dass auch in der Schweiz
Gerechtigkeit im Angesicht des Geldes keinen Stellenwert besitzt. Mit der Darstellung der alten Dame Claire Zachanassian, die sich an Alfred rächt und sich
bewusst ist, dass mit einem entsprechenden Vermögen alles zu erreichen ist, zeigt Dürrenmatt die unangefochtene Macht des Geldes.
Claire Zachanassian kehrt nach 45 Jahren in ihr altes Heimatstädtchen Güllen zurück, nachdem sie dieses als 17-jährige Klara Wäscher verlassen musste, weil sie von
Alfred Ill geschwängert worden war, der die Vaterschaft nicht anerkannte. Nach dem frühzeitigen Tod ihres Kindes und einer Existenz als arme Prosituierte wurde sie
durch die Heirat mit ihrem ersten Mann, dem Besitzer von Armenian Oil zu einer Multimillionärin. Güllen steckt in erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und
befindet sich in einem desolaten Zustand. Die Einwohner, allen voran der Bürgermeister, erhoffen sich von der Wiederkehrerin eine großzügige Spende, um die
finanzielle Misere zu beseitigen. Die alte Dame, die in Begleitung ihrer Diener und ihres schwarzen Panthers den Ort ihrer Kindheit besucht, trifft auf ihre
Jugendliebe Alfred, der den Krämerladen seiner Frau, mit der er zwei Kinder hat, führt. Die beiden unterhalten sich über die gemeinsame Vergangenheit und Claire
verdeutlicht, dass sie trotz seines unehrenhaften Verhaltens vor 45 Jahren dankbar dafür ist, dass er sie zwang, Güllen zu verlassen und ihr Glück in der Fremde
zu suchen. Anlässlich einer Rede des Bürgermeisters im Gasthaus zu Goldenen Apostel bietet sie einen Scheck über eine Milliarde für die Ermordung Alfreds durch die
Einwohner. Nach anfänglichem Entsetzen, das sich anlässlich der Forderung unter den Einwohnern breitgemacht hat, fällt Alfred auf, dass die Bürger Güllens nach und
nach schönere Kleidung tragen, teurere Waren in seinem Laden kaufen und der Bürgermeister eine neue Schreibmaschine erworben hat. Dadurch wird er misstrauisch und
verlangt vom Polizisten, Claire Zachanassian verhaften zu lassen, doch dieser zeigt nur seinen neuen Goldzahn und bleibt untätig. Da der schwarze Panther
ausgebrochen ist, sind alle Männer der Stadt bewaffnet unterwegs, um ihn wieder einzufangen. Alfred flüchtet sich indes erst in die Sakristei und beschließt
dann, zu fliehen, wird jedoch am Bahnhof von den Einwohnern Güllens umzingelt.
Der Arzt und der Lehrer unternehmen inzwischen einen letzten Versuch, die drohende Situation abzuwenden und bieten der alten Dame an, Liegenschaften in Güllen
zu kaufen. Claire Zachanassian geht auf das Angebot nicht ein, weil sie im Vorfeld bereits die ganze Stadt gekauft hat und heiratet im Dom ihren neunten Ehemann.
Die Schulden, die die Einwohner durch den erwarteten Geldsegen gemacht haben, veranlassen den Bürgermeister, eine Versammlung einzuberufen, im Zuge derer der Mord
Alfreds schließlich beschlossen wird. Dieser nimmt nach einem erneuten Gespräch mit Claire sein Schicksal an und durchläuft dadurch einen persönlichen Reifeprozess.
Seine Schuld, die er sich zuletzt eingesteht, wird jedoch nicht defacto gesühnt, sondern durch die überbordende Geldgier der korrumpierbaren und von der alten Dame
manipulierten Güllener Einwohner vollzogen.