Zusammenfassung: Irrungen, Wirrungen (Theodor Fontane)

Autor: Theodor Fontane (1819 - 1898)
Originaltitel: Irrungen, Wirrungen
Veröffentlichung: 1887
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Realismus

Inhaltsangabe:
Der psychologische Roman „Irrungen, Wirrungen“ wurde erstmals im Jahr 1887 in der Vossischen Zeitung in mehreren Teilen veröffentlicht und für den deutschen Schriftsteller Theodor Fontane zunächst ein großer Misserfolg, da das darin behandelte Thema von der prüden bürgerlichen Leserschaft als zu anrüchig empfunden wurde. Die Geschichte einer unglücklichen, standesübergreifenden Liebe zwischen einem Adeligen und einer Kleinbürgerin traf jedoch trotz der Empörung die sie auslöste, den Nerv der Zeit, da schon im ausgehenden 19. Jahrhundert die Freiheit in der Partnerwahl für viele Menschen eine Wunschvorstellung war, die sich nicht realisieren ließ. Die beiden Protagonisten des Romans, Baron Botho von Rienäcker und die junge Schneiderin Lene Nimptsch verleben einen glücklichen Sommer, in dem sie heimlich ihrer Liebe nachgeben, entscheiden sich jedoch schließlich für ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen und heiraten einen jeweils passenden Partner ihres Standes.
Theodor Fontane klagt in seinem Werk die von Unmenschlichkeit geprägte Gesellschaft der Gründerzeit an, die jungen Liebenden nicht erlaubt, dem Wunsch der Herzen nachzugeben. Im Gegensatz zu vielen Werken davor, die diese Thematik behandeln, stellt Fontane seine Hauptfiguren jedoch als passive Opfer dar, die gar nicht in Erwägung ziehen, gegen die gesellschaftlichen Konventionen aufzubegehren, sondern sich ihrem Schicksal auf nüchterne Weise und ohne Widerstand fügen.

In Berlin lebt die junge Lene Nimptsch, die in einer Schneiderei als Gesellin arbeitet, mit ihrer Pflegemutter in einem kleinen Häuschen nahe des Zoologischen Gartens. Eines Tages nimmt sie an einer Bootstour teil, und als das Schiff zu kentern droht, wird sie von Baron Botho von Rienäcker und seinem Begleiter gerettet. Der Baron bietet Lene an, sie nach Hause zu bringen und bereits auf der Fahrt entdecken die beiden, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. In den nächsten Wochen kommen sich Botho und Lene immer näher und beginnen ein heimliches Liebesverhältnis, über das nur Lenes Pflegemutter und deren Nachbarin und Freundin Frau Dörr Bescheid wissen, die ihnen ihre Wohnung für die Treffen zur Verfügung stellt. Obwohl Botho in Lene verliebt ist und von einem gemeinsamen Leben träumt, ist Lene sich von Anfang an bewusst, dass die Verbindung nicht halten wird und Botho eine Frau seines Standes heiraten muss. Tatsächlich erhält dieser bald einen Brief, der ihn auffordert, seinen Onkel, den Adeligen Kurt Anton von Osten aufzusuchen. Von diesem wird Botho daran erinnert, dass er seiner Cousine, der reichen und lebenslustigen Käthe von Sellenthin, versprochen ist.
Trotzdem unternimmt Botho mit Lene bald darauf eine Landpartie, im Zuge derer sie in einer Pension eine leidenschaftliche Liebesnacht verbringen. Das Glück der beiden wird jedoch getrübt, als sich überraschend Bothos Kameraden Balafré, Pitt und Serge zu dem Paar gesellen, die ihrerseits mit ihren Mätressen unterwegs sind. Durch die Gesellschaft und die im Umgang nicht zu leugnenden Standesunterschiede realisieren sowohl Lene als auch Botho, dass sie sich als Paar in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen sollten und ihre Beziehung daher bald ein Ende finden wird.

Als Botho von seiner Mutter über die Finanznöte der Familie aufgeklärt wird, sieht sich der junge Adelige gezwungen, in die Hochzeit mit seiner Cousine einzuwilligen und sich von Lene, die er immer noch liebt, zu trennen. Diese zeigt großes Verständnis für Bothos Entscheidung, da sie insgeheim schon darauf gewartet hat, dass er die Verbindung zu ihr löst. Botho heiratet bald darauf und führt von da an eine oberflächliche und leidenschaftslose, aber zufriedenstellende Ehe.

Lene sieht Botho eines Tages mit Käthe auf der Straße und beschließt daraufhin, in ein anderes Stadtviertel zu ziehen, um sich den Anblick ihres ehemaligen Geliebten mit einer anderen Frau künftig zu ersparen. In der neuen Wohnumgebung lernt sie Gideon Franke kennen, der bald darauf um ihre Hand anhält. Sie erzählt ihm von ihrer vergangenen Beziehung zu Botho, was Gideon nicht davon abhält, Lene zu heiraten. Er besucht jedoch Botho, um sich die Geschichte bestätigen zu lassen und und unterrichtet diesen auch über den Tod von Lenes Pflegemutter. Emotional aufgewühlt verbrennt Botho all die Erinnerungsstücke und Briefe, die ihm von Lene geblieben sind. Als er die Hochzeitsanzeige der Geliebten liest, kann er sich nur resignierend eingestehen, dass der Bräutigam für sie die bessere Wahl ist.

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