Zusammenfassung: Götz von Berlichingen (Johann Wolfgang von Goethe)

Autor: Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Originaltitel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
Veröffentlichung: 1773
Textsorte: Schauspiel
Textgattung: Drama
Literaturepoche: Sturm und Drang

Inhaltsangabe:
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) ist nach herrschender Meinung der berühmteste deutschsprachige Dichter und Schriftsteller. Er gilt als Hauptvertreter gleich zweier wichtiger Strömungen deutscher Literaturgeschichte. In der Erinnerungskultur wird Goethe vornehmlich als in Weimar zusammen mit Schiller, Wieland und Herder residierender Dichterfürst wahrgenommen, mit dessen Namen insbesondere Werke der „Weimarer Klassik“ (1786 – 1805) wie „Faust“ und „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ verbunden werden. Aber auch der junge Goethe verfasste bereits Weltliteratur. In der kurzen Phase des „Sturm und Drang“ (etwa 1765 – 1785) glänzte der Jung-Dichter mit dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, dem lyrischen Werk „Prometheus“ und dem 1773 erschienenen und im Jahr darauf uraufgeführten Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“. Dieses bekannteste „Sturm und Drang“-Schauspiel, das den Autor schlagartig berühmt machte, wird heute nicht nur in eher bildungsfernen Schichten vor allem mit dem derben „Schwäbischen Gruß“ verbunden, den Goethe als „Götz“-Zitat ein literarisches Denkmal setzte und damit für sprachraumweite Verbreitung der sich hartnäckig haltenden Zote sorgte.

Goethes „Götz“-Drama um die historische Person des schwäbischen Reichsritters Gottfried, genannt „Götz“, von Berlichingen (ungefähr 1480 – 1562), einem der letzten Raubritter, ist durch jugendlichen Radikalismus und der für den „Sturm und Drang“ typischen Missachtung von als bis dahin zwingend geltender Formalprinzipien des „Französischen Klassizismus“ geprägt. So bilden Ort, Handlung und Zeit in dem Drama nicht wie üblich eine Einheit, sondern entziehen sich der eindeutigen Festlegung. Mehr als 50 Handlungsstränge werden miteinander verwoben und Massenszenen vermitteln den Eindruck ständiger Dynamik und Veränderung. Symbolisch für den Aufbruch-Charakter des Dramas war die Entscheidung, den Götz-Darsteller entgegen der zeitgenössischen Konventionen nicht mit Rokoko-Perücke und mit Zierdegen auftreten zu lassen, sondern im Kostüm eines spätmittelalterlichen Raubritters.

Der historisch interessierte Goethe machte den Aufeinanderprall von naturrechtlich gewachsenen Adels- und Freiheitsrechten mit den frühabsolutistischen, auf lateinischem Recht basierenden höfischen Machtsystemen zum Kernthema seines Stücks. Dabei liefert unter anderem ein Bauernaufstand den Hintergrund für das Schauspiel.

Haupt- und Titelperson Reichsritter Götz wird im Goethe-Drama in positiver Form als einer der letzten Mittelalter-Vertreter gezeichnet. Er stemmt sich, im Ergebnis vergebens, gegen die durch Schranzenwesen, Opportunismus und Verlogenheit gekennzeichneten neue Ordnung. Als Gegenpart von Götz agiert sein einstiger Freund Adelbert von Weislingen. Dabei geht es Goethe nicht nur um eine Konfrontation verschiedener politischer Ansichten, sondern auch um das Gegenüberstellen charakterlich unterschiedlicher Persönlichkeiten. Weitere tragende Rollen haben die Götz-Schwester Maria, die intrigante Schönheit Adelheid von Walldorf, der Bamberger Bischof, der Kaiser und Franz von Sickingen inne.

Ritter Götz von Berlichingen sitzt stolz auf seiner Burg Jaxthausen und fühlt sich nach altem Recht nur Gott, Kaiser und sich selbst verpflichtet. Versuche des benachbarten Bischofs von Bamberg, die kleine Reichsritterschaft Berlichingen zur Gefolgschaft zu bewegen, scheitern am sturen Freiheitswillen des Ritters. Daraufhin wird Jaxthausen von bischöflichen Truppen mit fragwürdiger rechtlicher Begründung belagert. Götz kann seinen alten Jugendfreund Adelbert von Weislingen, der zum Bischofs-Gefolge gehört, festsetzen. Götz kann Weislingen schließlich von der Legitimität des Götz-Standpunkts überzeugen. Weislingen verlobt sich mit der Götz-Schwester Maria, verfällt aber nach Bamberg zurückgekehrt dem dunklen Charme Adelheids von Walldorf. Mit dem Versprechen, ihn zu heiraten. kann Adelheid den schwachen Weislingen wieder auf die Seite des Bischofs ziehen. Dem trickreichen Kirchenfürsten gelingt es, den Kaiser von der Verhängung der Reichsexekution gegen Götz zu überzeugen. Auf die Aufforderung, sich der jetzt überwältigenden Übermacht zu ergeben, antwortet Götz mit dem bekannten „Leck mich....“-Zitat.

Jaxthausen wird erobert und Götz als Gefangener nach Heilbronn gebracht. Dort wird er von Franz von Sickingen befreit. Götz gelobt durch den Schwur der Urfehde, sich in Zukunft vom Rache und Raubritterwesen fernzuhalten.

Zur gleichen Zeit plant die mit Weislingen vermählte Adelheid, die den Kaiser-Sohn Karl heiraten will, sich ihres Gatten mittels Giftmord zu entledigen. Helfen soll ihr Franz, der ihr hörige Knappe von Weislingen. Franz stürzt sich nach der Tat verzweifelt zu Tode und Adelheid verfällt der Feme.

Götz wird von aufständischen Bauern gedrängt, sie als militärischer Experte im Kampf gegen Grundherren zu führen. Der Ritter willigt ein, um die wüsten Ausschreitungen der Bauern-Haufen einzudämmen. Allerdings hat er damit keinen Erfolg. Götz wird in einer Schlacht verwundet und gerät in Gefangenschaft. Hier stirbt er schließlich mit den Worten „Freiheit! Freiheit!“ auf den Lippen.

Anzeigen