Zusammenfassung: Fahrenheit 451 (Ray Bradbury)

Autor: Ray Bradbury (1920 - 2012)
Originaltitel: Fahrenheit 451
Veröffentlichung: 1953
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Gegenwartsliteratur

Inhaltsangabe:
Mit dem 1953 erstmals erschienenen Science-Fiction-Roman „Fahrenheit 451“ gelang dem US-amerikanischen Autor Ray Bradbury (1920 – 2012) sein bekanntestes Werk. „Fahrenheit 451“ gehört zur durch pessimistische Zukunftsvorstellungen gekennzeichneten SF-Unterkategorie „Dystopie“ („Anti-Utopie“). Zur weltweiten Popularität des Bradbury-Romans hat wesentlich die kongeniale Verfilmung des Stoffes durch das gleichnamige Kino-Werk von Regisseur François Truffaut aus dem Jahr 1966 beigetragen.
Bradbury, der in seinem Leben mehr als 30 Romane und über 6oo Novellen, Drehbücher und Kurzgeschichten geschrieben hatte, verfasste mit „Fahrenheit 451“ einen Roman, der von der Leserschaft als flammendes Pamphlet für die Bedeutung der durch ungehinderten Zugang zu Belletristik und Sachliteratur charakterisierten Freiheit aufgefasst wurde. Bradbury hatte als Zeitgenosse von Bücherverbrennungen in NS-Deutschland und deren stalinistischen Entsprechungen in seinem Roman „Fahrenheit 451“, dessen Titel sich auf den Hitzegrad bezieht, bei dem sich Papier entzündet, seine Abscheu vor Zensur und Selbstzensur bei der Darstellung einer betont die Informationsfreiheit beschneidenden Zukunftsgesellschaft niedergeschrieben. Ein Hauptanliegen von Bradbury war es aber auch, eindringlich vor den von ihm erwarteten negativen Auswirkungen des in den 1950er Jahren noch neuen, nach Bradburys Meinung kulturfeindlichen und das Publikum verdummenden, Mediums „Fernsehen“ zu warnen.

Symbol der in „Fahrenheit 451“ beschriebenen Gesellschaft ist die veränderte Funktion der Feuerwehr. Gilt die Feuerwehr in der realen Welt als eine der meistrenommierten Organisationen konkreter Gefahrenabwehr zugunsten der Bürger, so gab Bradbury der Feuerwehr in seinem Roman die auf den Leser pervertiert wirkend sollende Aufgabe, nicht Brände zu löschen, sondern Feuer zu legen, um Bücher zu verbrennen. Hierbei bediente sich Bradbury historischer Vorbilder: In der „Reichskristallnacht“, in der am 9. November 1938 die Nationalsozialisten bei einem staatlich befohlenen Pogrom Geschäfte und Synagogen der jüdischen Bevölkerung in Flammen setzten, kam die Feuerwehr in Umkehrung ihrer originären Aufgabe nicht der Pflicht nach, Brände zu löschen, sondern sorgte durch Sicherung nichtjüdischer Immobilien lediglich für einen „ordnungsgemäßen“ Ablauf der Brandstiftung.

Hauptperson des Romans ist der etwa 30-jährige Feuerwehrmann Guy Montag. Der ungebildete Montag steht für den durchschnittlichen Einwohner in dem von Bradbury beschriebenen dystopischen Staat. Montag steht dem System im Prinzip loyal gegenüber und glaubt eigentlich das, was ihm gesagt wird. Allerdings ist er in zunächst noch unklarer Weise neugierig und damit latent skeptisch. Vollkommen gesellschaftskonform dagegen ist seine Frau Mildred. Das System wird von Montags Vorgesetzten, Captain Beatty, personifiziert.
Ihm gegenüber stehen Menschen, die sich in Opposition zu den Regeln des Systems befinden und versuchen, sich durch Lektüre eine eigene Meinung bilden zu können oder auch nur eine selbstbestimmte Form der intellektuellen Reflexion zu finden. Besonders hervorgehoben werden der ehemalige Literaturprofessor Faber und die jugendliche Bücherfreundin Clarisse McClellan.

Die Aufgabe von Montag und seiner Kollegen ist es, Bücher zu finden und sie mit Flammenwerfern zu vernichten. Das Lesen und der Besitz von Büchern sind vom Staat streng verboten. Bei Missachten dieses Gesetzes drohen schwere Strafen.
Montag lebt in einem tristen Einerlei von Dienst und Familienleben, das im Wesentlichen aus Dauerfernsehen und den Besuch von Vergnügungsparks mit seiner Frau besteht. Das TV-Programm ist von interaktiven Endlos-TV-Shows geprägt. Staatsdoktrin ist die Verteufelung von Büchern und jedweder Form von intellektueller Betätigung. Begründet wird diese Bildungsfeindlichkeit durch die angebliche Folgewirkung von Bildung und zur Ungleichheit führenden Elitenbildung in der Gesellschaft. Allein durch eine Nivellierung des Kulturniveaus – auf niedriger Ebene - sei gesellschaftliche Harmonie herzustellen. So die These von Systemverteidigern wie Captain Beatty. Tatsächlich ist die Gesellschaft aber von plumper Vergnügungssucht und antisozialer Brutalität der Menschen untereinander gekennzeichnet. Es bleibt offen, ob diese Situation durch eine politische Gruppe gezielt herbeigeführt wurde oder ob sie Ergebnis von autonomen gesellschaftlichen Entwicklungen aufgrund exzessiven TV-Konsums ist.

Montag hat bei seinem Dienst heimlich einige Bücher aus Neugierde beiseite geschafft. Er kommt zufällig in Kontakt mit Clarisse und Faber, die ihm die Augen für ihm bis dahin unbekannte Dimensionen der Kultur öffnen. Clarisse gehört zu einer Gruppe von Abweichlern, die aus Ausgleich für die verbrannte Literatur Texte ganzer Bücher auswendig lernen und sich gegenseitig vortragen. Zum prägenden Ereignis wird für Montag der Tod einer Frau, die sich eher von der Feuerwehr verbrennen lässt, als sich von ihren Büchern zu trennen. Montags Versuch, seine Frau für seine erwachte Literaturfreude zu begeistern, schlägt fehl. Mildred denunziert ihren Mann. Montag flieht zu den Abweichlern in eine abgelegene Waldregion. Im Schlussteil des Romans wird die Stadt, in der Montag und Mildred gelebt haben, in einem Krieg zerstört. Montag und die Bücherfreunde hoffen darauf, nach ihrer Rückkehr eine neue Gesellschaft aufbauen zu können.

Anzeigen