Zusammenfassung: Der Mann ohne Eigenschaften (Robert Musil)

Autor: Robert Musil (1880 - 1942)
Originaltitel: Der Mann ohne Eigenschaften
Veröffentlichung: 1942 (unvollendet)
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Moderne

Inhaltsangabe:
„Der Mann ohne Eigenschaften“ des österreichischen Schriftstellers Robert Musil gilt als einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts und wurde in verschiedenen Teilen ab dem Jahr 1930 veröffentlicht. Musil selbst konnte das Werk nach über zwanzigjähriger Arbeit nicht vollenden, und so setzte seine Witwe Martha nach Musils Tod im Jahr 1942 aus den über 12.000, von ihrem Mann hinterlassenen Seiten an Notizen eine Fortsetzung zusammen, die sie 1942 veröffentlichte. Erst im Jahr 1978 erschien eine fünfbändige, vollständige Ausgabe des Romans im Rahmen der gesammelten Werke Musils.
„Der Mann ohne Eigenschaften“ setzt sich aus 161 Kapiteln zusammen, die hauptsächlich aus Beschreibungen, philosophischen Essays, mystischen und historischen Querverweisen sowie wissenschaftlichen Gesprächen und Abhandlungen bestehen. Die spärliche, in den Jahren 1913 und 1914 spielende Handlung rund um die Erlebnisse des ziellosen Protagonisten Ulrich weist dabei keine stringente narrative Struktur auf, sondern fungiert eher als Gerüst, dass die einzelnen, zum Großteil isoliert stehenden Abschnitte zusammenhält. In seinem aus vielen unterschiedlichen Fragmenten bestehenden Aufbau spiegelt der Roman die Gesellschaft zur Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wider, der durch den wirtschaftlichen Wandel und die politische Situation jegliche Ordnung und geistige Orientierung abhanden kommt. Mit dem nachträglichen Wissen um den Verlauf des Ersten Weltkriegs gelang dem Schriftsteller, der 1921 an dem Roman zu arbeiten begann, ein wichtiges Zeitzeugnis und umfassendes Porträt der Moderne, die maßgeblich von den Folgen des Übergangs von der Großbürgerlichkeit zur Massengesellschaft geprägt war.

Im Zentrum des Geschehens steht der 32-jährige Ulrich, der nach seiner Schulausbildung in Belgien und den gescheiterten Versuchen, erst als Offizier, später als Mathematiker und Techniker eine Laufbahn einzuschlagen, im August 1913 nach Wien zurückkehrt, wo er mit dem Geld seiner Eltern ein kleines Schloss erwirbt und in loser Beziehung zu der Prostituierten und Varieté-Sängerin Leotine „Urlaub vom Leben“ nimmt. Ulrich wird eines Nachts von drei Unbekannten überfallen und später von einer älteren Dame und Juristengattin aufgelesen, die für einige Zeit seine Geliebte wird. Ulrichs Vater, der die berufliche Ziellosigkeit und das politische Desinteresse seines Sohnes mit großer Sorge beobachtet, bewirkt, dass Ulrich bei einem patriotischen Aktionskomitee, das von seiner Cousine Hermine „Diotima“ Tuzzi, der Ehefrau des einflussreichen Regierungsmitglieds Hans Tuzzi aufgestellt wurde, eine Stelle erhält. Die Gruppe plant, im Jahr 1918 eine Feier zu Ehren Kaiser Franz Josephs anlässlich dessen 70. Jahr auf dem Thron der österreichisch-ungarischen Monarchie zu organisieren. Da auch Wilhelm II. im Jahr 1918 ein rundes Thronjubiläum feiert, bezeichnen die Mitglieder des Komitees ihre Pläne als „Parallelaktion“. Als Ulrich entgegen der Vereinbarung beim zuständigen Grafen Leinsdorf nicht erscheint, lässt dieser polizeilich nach ihm fahnden und ernennt ihn, nachdem er ihn gefunden hat, zum Ehrensekretär des Komitees.
Ulrich begegnet im Laufe der Organisationstätigkeiten dem preußischen Industriellen und Intellektuellen Paul Arnheim, der mit Diotima eine heimliche Liebesbeziehung führt und versucht, deren Ehe mit Hans Tuzzi annullieren zu lassen, um sie selbst heiraten zu können. Sein 16-jähriger Diener Soliman, der Arnheim hasst und deshalb bestiehlt und ausspioniert, schwängert indes die junge Jüdin Rachel.
Ulrich macht Bekanntschaft mit der geisteskranken Clarisse, die mit dem Künstler Walter verheiratet ist, der sich sehnlichst ein Kind von ihr wünscht. Clarisse hingegen, die den Philosophen Friedrich Nietzsche anbetet und ihm auf merkwürdige Weise ähnelt, verlangt in ihrem Wahnsinn von Ulrich, dass er sie schwängert und dadurch mit ihr den „Erlöser der Welt“ zeugt.
Als Ulrich die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht, macht er sich auf den Weg zu seinem Heimatdorf, wo er in seinem Elternhaus nach fünf Jahren erstmals wieder seiner jüngeren Schwester Agathe begegnet, die in zweiter Ehe mit einem Gymnasiallehrer verheiratet ist. Sie reist ihrem Bruder jedoch nach dem Begräbnis des Vaters nach Wien nach und zieht bei ihm ein. Als Ulrich seiner Schwester Agathe auf inzestuöse Weise näherkommt, beschließt er, seinen „Urlaub vom Leben“ zu beenden und Ordnung in seine Existenz zu bringen. Nachdem er sein Amt als Sekretär des Patrioten-Komitees niedergelegt hat, erfährt er, dass die „Parallelaktion“ zu Beginn des Krieges wegen der Entthronung der Monarchen abgesagt wird und stattdessen im Jahr 1918 ein Friedenskongress stattfinden soll.

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