Zusammenfassung: Der zerbrochene Krug (Heinrich von Kleist)

Autor: Heinrich von Kleist (1777 - 1811)
Originaltitel: Der zerbrochene Krug
Veröffentlichung: 1802
Textsorte: Lustspiel
Textgattung: Drama
Literaturepoche: Weimarer Klassik

Inhaltsangabe:
Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ ist das bekannteste Theaterstück des deutschen Schriftstellers und hat bis heute nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt. Die Uraufführung am Weimarer Hoftheater im Jahr 1802 in der Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethe wurde jedoch vom Publikum verrissen, was zu einem Zerwürfnis zwischen Kleist und Goethe führte. Erst einige Jahre nach der Veröffentlichung der Druckfassung brachten Neuinszenierungen den erhofften Erfolg für Kleist.
„Der zerbrochene Krug“ ist als Komödie mit tragischen Elementen angelegt und gilt neben Lessings „Nathan der Weise“ und Ibsens „Nora oder ein Puppenheim“ als einer der wichtigsten Vertreter der Gattung des sogenannten „analytischen Dramas“. Mit zwei unterschiedlichen Handlungsebenen wird im Zuge eines Gerichtsprozesses allmählich die Vergangenheit enthüllt, die zur gegenwärtigen Situation des Stückes führte. Im Zentrum des Geschehens steht Adam, der Richter eines Dorfes in den Niederlanden, der über sein eigenes Verbrechen richten soll. Die Komik des Lustspiels besteht darin, wie sich Adam verzweifelt windet und den Verdacht auf andere Personen zu lenken versucht, um nicht als Eindringling in Eves Haus und Zerstörer des wertvollen Kruges ihrer Mutter entlarvt zu werden.
Kleist stellt in seinem Lustspiel erstmals nicht einen für die Zeit typischen Schauplatz des höfischen Lebens, sondern die ländliche Gesellschaft und deren sexuelle Verwicklungen auf schonungslose und realistische Weise dar. „Der zerbrochene Krug“ gilt daher als das erste bedeutende Lustspiel der deutschen Sprache.

Im Zuge eines Gerichtsprozesses in dem Dorf Huisum nahe Utrecht klagt Mathe Rull ihren zukünftigen Schwiegersohn an, ihren wertvollen Krug vom Fensterbrett gestoßen und zerstört zu haben. Der Richter Adam, der ohne seine Perücke auf seinem Richterstuhl sitzt, trägt, wie sich allmählich herausstellt, selbst an dem zerbrochenen Krug Schuld. Schon im Vorfeld des Prozesses schöpft der Schreiber Licht Verdacht, da Adam Wunden auf dem Kopf trägt und ist sich sicher, dass Adam sich diese bei einem Streit um eine Frau zugezogen hat. Er wurde tatsächlich, wie sich herausstellt, als er eines Nachts in das Haus von Eve Rull eindrang, von deren Verlobten Ruprecht Tumpel entdeckt, flüchtete durchs Fenster und zerstörte dabei den besagten Krug von Marthe Rull. Auf der Flucht verlor er seine Perücke und verletzte sich am Kopf. Um seine allmählich offensichtliche Schuld von sich zu weisen, beschuldigt er abwechselnd Eves Verlobten und ihren Verehrer Lebrecht.

Marthes Nachbarin Brigitte sagt vor Gericht aus, dass sie in der besagten Nacht einen unbekannten kahlköpfigen Mann fliehen sah, der seine Perücke verlor und eine merkwürdig aussehende Spur im Schnee hinterließ. Da Adam mit seinem kahlen Kopf, den noch nicht verheilten Verletzungen und seinem verkrüppelten Fuß perfekt zu der Beschreibung passt, hängt er Ruprecht schließlich aus lauter Verzweiflung die Tat an und verurteilt ihn. Daraufhin sagt Eve aus, dass Adam tatsächlich an jenem Abend bei ihr in der Wohnung war, verschweigt jedoch den Grund. Der entlarvte Adam flieht aus dem Gerichtssaal und verschwindet. Ruprecht fühlt sich durch die aufgedeckten Tatsachen von seiner Verlobten hintergangen und betrogen und löst die Verbindung zu ihr.

Eve erzählt ihrer Mutter in ihrer Verzweiflung, warum sie Adam in jener Nacht empfangen hat. Der Dorfrichter setzte sie unter Druck, mit ihm ein sexuelles Verhältnis einzugehen, um Ruprecht vor dem Militärdienst im Ausland zu bewahren. Ruprecht lauscht dem Gespräch zwischen Mutter und Tochter, verzeiht Eve daraufhin und macht ihr abermals einen Heiratsantrag. Adam wird seines Richteramtes enthoben und der Gerichtsrat Walter setzt den Schreiber Licht, der schon lange auf diese Position gewartet hat, als neuen Dorfrichter ein. Walter verspricht Marthe, dass ihr der zerbrochene Krug auf dem nächsten Markt in Utrecht ersetzt werden soll.

Anzeigen