Zusammenfassung: Der abenteuerliche Simplicissimus (Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen)

Autor: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622 - 1676)
Originaltitel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Veröffentlichung: 1668
Textsorte: Schelmenroman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Barock / Mittelalter

Inhaltsangabe:
Mit seinem Hauptwerk „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“, einem 1668 unter einem Pseudonym erschienen, satirisch-sozialkritische Elemente aufweisenden und im Gegensatz zu späteren Fassungen noch stark mundartlich eingefärbten Schelmenroman, schuf der deutsche Schriftsteller Hans Jakob Christopher „Christoffel“ von Grimmelshausen (etwa 1622 geboren, 1676 gestorben) einen der bedeutendsten deutschsprachigen Prosaromane der Barockzeit. Der Autor des als erstes Abenteuerbuch im deutschen Sprachraum geltenden „Simplicissimus“, dessen Hamdlung in der Zeit des 30-jährigen Krieges spielt, hatte selbst eine abenteuerliche Vergangenheit hinter sich. Der aus verarmten Adel stammende, in Hessen aufgewachsene Grimmelshausen hatte als Trossjunge, Soldat und Regimentschreiber die letzten zwölf Jahre des Krieges miterlebt. Nach dem Friedensschluss war er unter anderem Gastwirt, Burgvogt und bischöflicher Schultheiß.

Grimmelshausen erzählt in seinen in fünf Bücher aufgeteilten „Simplicissimus“ die Geschichte des auf einem einsamen Bauernhof aufwachsenden und sehr einfältigen Hirtenjungen, der als Folge der Wirren des 30-jährigen Krieges von seiner Familie getrennt wird und durch die Welt reist. Wegen des großen Lesererfolgs wurde 1669 der "Simplicissimus" durch ein sechstes Buch („Continuatio“) ergänzt.

Dem Leser werden die Simplicius-Abenteuer in einer Reihe von in sich geschlossenen Einzelepisoden präsentiert. Dabei verbinden sich eigene Erlebnisse des Schriftstellers mit Anleihen an volkstümlichen Überlieferungen und Prosawerken anderer Autoren. Simplicius beginnt als Einsiedler und endet schließlich auch als Einsiedler, jedoch ist der Roman nicht als reiner Entwicklungsroman angelegt. Vielmehr deutet die dargestellte Aneinanderreihung der Wechselfälle des Schicksals an, dass das Leben Grimmelshausen als eine moralische Aufforderung an das Individuum erschien, sich zwischen Sündhaftigkeit und Anständigkeit zu entscheiden und schließlich sich der Erkenntnis überirdisch festgelegter Vergänglichkeit zu beugen.

Im Roman taucht außer Simplicius eine große Vielzahl von Episodenfiguren auf. Zu den wenigen Personen, die eine übergreifende Rolle spielen, gehört der beste Freund des Titelheldens: Der Magdeburger Hofmeisterssohn Ulrich Herzbruder wird für einige Jahre Simplicius´ treuer Begleiter. Weiter wird auch der Darstellung eines alten Einsiedlers und der Landstörzerin Courage breiteren Raum zugestanden.

Simplicius wächst als bildungs- und namenloses Kind auf einem Bauernhof im Spessart bei seinen vermeintlichen Eltern (Knaan und Meuder) auf. Als plündernde Soldaten den Hof überfallen, flieht der etwa zehnjährige Junge in den Wald und wird schließlich von einem frommen Einsiedler aufgenommen, der ihm Unterschlupf bietet, ihm seinen Namen gibt und auch unterrichtet. Nach zwei Jahren stirbt der Einsiedler und Simplicius beschließt nach einem Ausflug in das vom Krieg in Mitleidenschaft gezogene Nachbardorf, der sündhaften Welt zu entsagen und selbst Einsiedler zu sein. Doch der Krieg kommt auch zu ihm: Plünderer rauben sein Haus aus und Simplicissimus zieht in die großenteils verwüstete Welt hinaus.

Es stellt sich schließlich heraus, dass der Einsiedler von adliger Abkunft war und der wahre Vater von Simplicus gewesen ist. Der Junge ist zeitweilig Page an einem Gouverneurs-Hof, wird gequält und überlebt als in ein Kalbsfell eingenähter Narr. Es folgen Episoden als Gefangener kroatischer Soldaten, als Hofnarr in Magdeburg und als Dragoner-Diener. Schließlich wird er als berüchtigter „Jäger von Soest“ selbst ein Plünderer und Kriegsgewinnler.

Es folgen Duelle, weitere Gefangenschaften, Liebschaften und Heirat, eine kurze Karriere als Opernsänger in Paris, Krankheit, Vermögensgewinne und –verluste. Simplicius wird wieder Kriegsknecht, ertrinkt fast im Rhein, beginnt widerwillig eine Wallfahrt mit Ulrich Herzbruder, verpasst am Mummelsee die Chance, ein Vermögen als Heilquellen-Unternehmer zu machen und zieht sich danach auf einen Bauernhof zurück. Als Gefangener verschlägt es ihn nach Moskau, wo er sich als Forscher so gut profiliert, dass ihn der Zar aus der Gefangenschaft entlässt. Auf der Rückreise erlebt Simplicius zahlreiche weitere Abenteuer beim König von Korea, im Osmanischen Reich und in Rom.

Auf ein als Mahnung Gottes gedeutetes Zeichen hin, macht sich Simplicius auf die Wallfahrt nach Compostela, gerät in Seenot und landet schließlich auf einer Insel: Simplicius ist wieder Einsiedler. Er schreibt seine Geschichte auf und übergibt das Manuskript einem vorbeisegelnden Seefahrer.

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