Zusammenfassung: Dracula (Bram Stoker)

Autor: Bram Stoker (1847 - 1912)
Originaltitel: Dracula
Veröffentlichung: 1897
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: ?

Inhaltsangabe:
Im 19. Jahrhundert erblickten im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland zwei Maßstäbe setzende fiktive Unheimlichkeiten das literarische Licht der Welt. Durch den von der Londonerin Mary Shelley 1818 veröffentlichten Roman „Frankenstein or the Modern Prometheus“ wurde ein ursprünglich namenloses Monster, das im heutigen Sprachgebrauch häufig mit den Namen seines Erschaffers als „Frankenstein“ bezeichnet wird, berühmt. "Frankensteins Monster" wurde zum Prototyp grobschlächtiger Haudraufs aus der Retorte wurde. Das andere der beiden klassischen Gruselroman-Wesen wurde 1897 von dem Iren Abraham „Bram“ Stoker (1847 – 1912) dem Publikum vorgestellt. Im Gegenatz zu Frankensteins Monster ist Stokers Geschöpf intelligent und dämonisch. Der Blut trinkende Dracula wurde durch den gleichnamigen Roman zum Ur-Untoten und hat einen bis heute anhaltenden Gänsehaut-Boom an Vampir-Romanen, -Bühnenstücken -Filmadaptionen, -Musikwerken und -Computerspielen ausgelöst. Namen wie „Nosferatu“ und „Bela Lugosi“ sind untrennbar mit dem Dracula-Kult verbunden. Leider haben sich auch immer wieder vereinzelt Menschen zu intensiv in die Haut des Dracula versetzt und von dem Vampirwesen inspiriert reale Verbrechen verübt.

Der in der Nähe von Dublin geborene Schöpfer des seit mehr als einhundert Jahren die Phantasie des Publikums anregenden Dracula stammte aus gutbürgerlicher Beamtenfamilie, war nach dem Studium zunächst selbst Beamter und dann Theaterkritiker und -agent geworden. Auf einer seiner Reisen hatte Bram Stoker von der blutrünstigen Geschichte des walachischen Fürsten Vlad III., genannt „Draculea“ („Sohn des Teufels“) gehört. Der Fürst war wegen seiner angeblich im 15. Jahrhundert begangenen Grausamkeiten an osmanischen Kriegsgefangenen als „Vlad der Pfähler“ berüchtigt geworden. In Schauermärchen wurde behauptet, dass Vlad das Blut seiner Feind getrunken habe und deshalb verflucht worden sei, als Untoter ohne Aussicht auf Erlösung auf der Erde ewig leben zu müssen. Bram Stoker war fasziniert von der gruseligen Mär und schrieb davon inspiriert im Zeitraum von sieben Jahren seinen spätviktorianischen Dracula-Roman.

Stoker gab seiner „Gothic Novel“ den Rahmen eines quasi-authentischen Berichts über die Reise eines englischen Anwalts nach Siebenbürgen („Transsylvanien“). Es werden Tagebucheintragungen erwähnt, eingestreute Hinweise auf Fahrpläne und Landschaftsbeschreibungen erwecken den Eindruck von Authentizität. Die Geschichte entwickelt sich aber bald zu einem Alptraum, dem sogar beinahe Londons Bevölkerung zum Opfer gefallen wäre, hätte nicht nach vielen Abenteuern beherztes Eingreifen mutiger Fachleute dem Vampir-Treiben letztlich ein Ende bereitet.

Der positive und zunächst etwas naive Hauptheld des Romans ist der Londoner Jung-Anwalt Jonathan Harker, der im Auftrag seiner Kanzlei in das landschaftlich schroffe Karpatengebiet Siebenbürgen reist (damals abgelegener Teil der ungarischen Hälfte der habsburgischen Doppelmonarchie, heute Teil Rumäniens). Dort soll er einen reichen Adligen in einer Rechtsangelegenheit aufsuchen. Dieser Adlige, Graf Dracula, entpuppt sich rasch als blutrünstiger Untoter mit Auswanderungsplänen. Als Helfer in der Not ist der niederländische Vampir-Spezialist Professor Abraham Van Helsing die dritte Hauptfigur des Romans. Zu den Nebenfiguren zählen der Psychiatrie-Leiter Dr. Seward, ein Freund von Harker, sowie Harkers Verlobte Mina, deren Freundin Lucy Westenraa und der irre gewordene Ex-Anwalt Renfield.

Harker soll im Schloss von Graf Dracula juristische Formalia klären, die im Zusammenhang mit dem geplanten Umzug des gräflichen Hausstandes nach London in ein dort erworbenes Haus („Carfax Abbey“) stehen. Harker ist von dem weltgewandt und charmant auftretenden Grafen angenehm angetan, wenn ihm dessen extrem weiße Haut, die unnatürlich roten Lippen und die spitzigen Zähne auch merkwürdig erscheinen. Diese Einstellung wechselt in blankes Grauen, als er nachts bemerkt, das Dracula wie eine Eidechse klettern kann und merkwürdige Bacchanale mit seinen drei schönen Schlossmitbewohnerinnen, den „Schwestern“, abhält. Harker entdeckt zu seinem Entsetzen, dass er es mit Vampiren zu tun hat und er dafür ausgewählt zu sein scheint, demnächst vom Grafen angezapft werden zu sollen. Es wird klar, dass für den offensichtlich mit Vlad dem Pfähler identischen, zum Vampir-Sein verdammten Dracula Sonnenlicht tödlich ist und er und seine Mit-Untoten deshalb die Tage in Särgen verschlafen. Nachts gehen die Vampire dann auf Blutjagd. Dracula wird mit Hilfe von halb-untoten Roma-Dienern transportfähig gemacht und für die Überfahrt nach London eingeschifft. Harker bleibt auf dem Schloss bei den Grusel-Schwestern als eine Art Blutbank-Reserve gefangen, kann aber schließlich fliehen und London erreichen.

Hier hat Dracula, der bei der Überfahrt die Mannschaft seines Schiffes offenbar ausgesaugt und getötet hat, bereits begonnen, sich einzurichten. Harker und sein von ihm ins Vertrauen gezogener, anfangs noch zweifelnder Freund Seward bemerken alarmierende Fälle von abweichendem Verhalten bei einigen Menschen im Umfeld von Carfax Abbey. Der zur Hilfe gerufene Professor Van Helsing klärt über das Wesen des Vampirs auf. Besonders wichtig ist die Tatsache, dass von Vampiren gebissene Menschen selbst zu Vampiren werden. Es droht also eine nach dem Schneeballsystem ablaufende flächendeckende Vampirisierung der Bevölkerung und die Weltherrschaft Draculas. Als erstes Opfer wird Lucy mit tödlicher Konsequenz gebissen, Mina entkommt knapp diesem Schicksal.

Van Helsing weiß, wie die gegen übliche Vernichtungsmittel resistenten Vampire zu bekämpfen sind. Er zwingt Dracula mit Hilfe von Harker in die Defensive und zur Rückflucht nach Transsylvanien. Dort kommt es zum Showdown: Dracula wird schließlich enthauptet und zerfällt zu Staub.

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