Zusammenfassung: Robinson Crusoe (Daniel Defoe)

Autor: Daniel Defoe (1660 - 1731)
Originaltitel: The Life And Strange Surprizing Adventures Of Robinson Crusoe
Veröffentlichung: 1719
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Aufklärung

Inhaltsangabe:
Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ gehört neben Jonathans Swifts „Gullivers Reisen“ und John Clelands „Fanny Hill“ zu den wenigen Romanen des frühen 18. Jahrhunderts, die nicht zuletzt wegen ihrer Lebendigkeit der Sprache bis heute Popularität genießen und immer wieder neu von nachwachsenden Leser-Generationen geschätzt werden. Insbesondere die als erster englischer Roman überhaupt geltende „Robinson Crusoe“-Geschichte ist weltweit zum klassischen Abenteuerbuch für Jungleser geworden. In der Regel lesen Erwachsene das von ihnen als Schüler verschlungene Buch im fortgeschritteneren Alter noch einmal und entdecken weitere Facetten als die in der Jugend beim Lesen im Vordergrund stehenden Abenteuer- und Spannungs-Elemente. Facetten, die unter anderem in der Aufklärungszeit entwickelte humane und anti-rassistische Wertvorstellungen zu vermitteln versuchen.

Daniel Defoe (1660 – 1731), englischer Kaufmann und Schriftsteller, ist wegen seiner aufklärerischen Schriften mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Er ist sogar inhaftiert und an den Pranger gestellt worden. Mit fast 60 Jahren veröffentlichte er 1719 seinen ersten und erfolgreichsten Roman: „The Life And Strange Surprizing Adventures Of Robinson Crusoe“. Das literarische Meisterwerk machte Defoe beinahe schlagartig berühmt und hatte die Entwicklung einer eigenen Gattung in der Literatur- und Film-Welt zur Folge. Als „Robinsonade“ werden Geschichten bezeichnet, die dem Grundmotiv von Defoes „Robinson Crusoe“ folgen und die Situation einer unfreiwilligen Isolation eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe auf einer Insel zum Thema haben. Berühmte Robinsonaden sind unter anderem Jules Vernes Roman „Das zweite Vaterland“ (1900), William Goldings Roman „Herr der Fliegen“ (1954) und der Tom-Hanks-Spielfilm „Cast Away – Verschollen“ (2000).

In der Ur-Robinsonade gerät der junge Engländer Crusoe auf eine kleine, abgelegene Karibik-Insel, auf der er fast drei Jahrzehnte lang festsitzt. Die ersten Jahre ist er mit sich und seinen Ängsten allein, später bekommt er mit Freitag einen einheimischen Gefährten. Im Laufe von insgesamt 28 Jahren Inselleben entwickelt sich der zuerst von reinem Erwerbsdenken, bigotter Selbstgerechtigkeit und zeittypischen Rassismus geprägte Crusoe zu einem empathischen und relativ aufgeschlossenen, selbständig denkenden Menschen, wenn er sich auch nicht völlig von Vorprägungen löst. Historisches Vorbild für die Robinson-Geschichte waren die Abenteuer des Schotten Alexander Selkirk, den es als Seemann von 1704 bis 1709 auf die weit vor der chilenischen Küste liegende Klein-Insel Isla Más a Tierra (seit 1966: „Isla Robinsón Crusoe“) verschlagen hatte.

Dem Grundmotiv der in den 1650er bis 1680er Jahren spielenden Geschichte entsprechend ist der Roman im Wesentlichen ein Ein-Personen-Stück, das nach der Ankunft Freitags auf der Insel zum Zwei-Personen-Stück wird. Hauptfigur ist der Ich-Erzähler Robinson Crusoe. Der 1632 geborene, aus gutbürgerlichem Hause stammende Engländer mit bremischen Wurzeln (sein ins Königreich England eingewanderter Vater hieß noch „Kreutznaer“) zieht es aus Abenteuerlust auf See. Als Seemann wird er von Piraten versklavt und hat sich nach erfolgreicher Flucht in Brasilien eine Plantage aufgebaut. Sein späterer Insel-Gefährte Freitag wird als gutaussehender „edler Wilder“ dargestellt, der im Gegensatz zu Crusoe, der zumindest am Anfang ihrer Beziehung ein mikro-feudales Herr-Diener-Verhältnis aufzubauen versucht, als grundsätzlich uneigennützig gezeichnet wird. Neben Robinson Crusoe und Freitag haben Nebenfiguren wie kurzzeitig auftauchende Piraten, Meuterer und Kannibalen außer in der Vorgeschichte und im Schlussteil lediglich Statistenbedeutung.

In der Vorgeschichte wird erzählt, dass Crusoe zusammen mit einem Sklavenjungen aus der Gewalt der ihn in Gefangenschaft haltenden Seeräuber von Nordafrika nach Brasilien fliehen kann. Crusoe verkauft den Sklavenjungen und wird Händler und Pflanzer. Um Sklaven aus Westafrika zu kaufen, schifft er sich ein und erleidet Schiffbruch vor der Küste von Venezuela. Als einziger Überlebender rettet er sich auf eine kleine unbewohnte Tropeninsel. In mühseliger Arbeit schafft er Waffen, Holz und andere Materialien vom Wrack des gestrandeten Schiffes auf die Insel und baut sich eine versteckte Mini-Festung auf. Stets auf der Hut vor von Kannibalen, Piraten oder spanischen Soldaten drohenden möglichen Gefahren richtet er sich im Lauf der Jahre in seinem Eremiten-Dasein ein. Eine Süßwasserquelle, Dschungelfrüchte, Wildziegen und Fisch sichern ihm das Überleben. Nach dem Überstehen einer schweren Erkrankung wird Crusoe zunehmend religiös.

Nach einigen Jahren landen Kannibalen, die Gefangene bei sich haben, auf der Robinson-Insel. Offensichtlich sollen die Gefangenen geschlachtet werden. Robinson greift ein, tötet die Kannibalen und kann einen Gefangenen lebend retten. Er nennt den Neuankömmling nach dem Tag der Rettung „Freitag“ und macht ihn zu seinem Diener. Freitag lernt Englisch und wird von Robinson in christlicher Lehre unterwiesen. Im Laufe der folgenden zwei Jahrzehnte entwickelt sich das Verhältnis der beidem Insulaner immer zu einer von Respekt und Freundschaft bestimmten Beziehung.

Im Schlussteil des Buches überschlagen sich die Ereignisse im bis dahin in epischer Breite dargestellten, naturgemäß von einer gewissen Eintönigkeit geprägten Inselalltag. Robinson und Freitag befreien weitere Kannibalen-Opfer. Es kommt zu einer Aktion, von Kannibalen festgehaltene Spanier auf der Nachbarinsel zu befreien, und zu Kämpfen mit Meuterern eines auftauchenden englischen Schiffes. Robinson kann das Schiff erobern, lässt die Meuterer auf der Insel und segelt mit Freitag nach Europa. Nach 35 Jahren in die Heimat zurückgekehrt, erfährt er, dass ihm seine treuhänderisch verwaltete Plantage in Brasilien zum vermögenden Mann gemacht hat. Er heiratet. Am Ende des Buches kehrt der inzwischen verwitwete Robinson Crusoe auf die Karibik-Insel zurück. Dort hat sich inzwischen nach Beilegung anfänglicher Konflikte ein blühendes Gemeinwesen mit einer Misch-Bevölkerung aus Indigenen, englischen Ex-Meuterern und den aus Kannibalen-Gefangenschaft befreiten Spaniern entwickelt.

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