Zusammenfassung: Nathan der Weise (Gotthold Ephraim Lessing)
Autor: Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)Originaltitel: Nathan der Weise
Veröffentlichung: 1779
Textsorte: /
Textgattung: Drama
Literaturepoche: Aufklärung
Inhaltsangabe:
Mit seinem 1779 erschienenen und 1783 erstmals auf die Bühne gebrachten Versdrama "Nathan der Weise" hat Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781) eines der Schlüsselwerke
der deutschen Aufklärungszeit geschaffen. Lessing hat in seinem letzten Werk mit der berühmen "Ringparabel" der Idee von Toleranz und Humanität ein bedeutendes literarisches Mahnmal gesetzt.
In Reaktion auf Intoleranz und religiöse Orthodoxie, wie er sie unter anderem in der von streng-lutherischer Geistlichkeit bestimmten Hansestadt Hamburg selbst erlebt hat, lässt
Lessing in "Nathan der Weise" seine Titelfigur zu selbständigem Denken und gesellschaftlicher Moralität aufrufen. Der jüdische Kaufmann Nathan ist ein gebildeter und reicher Einwohner
von Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Seine Frau und sieben seiner Kinder sind bei einem christlichen Judenpogrom ermordet worden. Neben Nathan nimmt der muslimische Herrscher Saladin
die zweite zentrale Rolle in dem Drama ein. Dabei orientiert sich Lessing an der Gestalt des historischen Sultans von Ägypten und Syrien Saladin Jussuf ibn Ayyub (1138 bis 1193), dessen
ritterliche Kriegsführung und differenzierte Einstellung zu nicht-muslimischen Religionen und Gesellschaftsentwürfen ihm im Abendland zu großem Ansehen verholfen haben.
Weitere wichtige Positionen in "Nathan der Weise" werden von der als Nathans Tochter eingeführten Recha, Saladins Schwester Sittah und dem jungen Kreuzritter Curd sowie einem hinterhältigen
Kirchenoberen der christlichen Kirche und Rechas christlichen Gesellschafterin Daja besetzt.
Saladin ist ein gerechter, aber auch harter Herrscher. 1187 fügt der historische Saladin dem Kreuzfahrerheer in der Schlacht von Hattin eine schwere Niederlage zu. Er lässt nach seinem Sieg
bis auf den Templer-Großmeister alle gefangenen christlichen Ritter enthaupten. In Lessings Drama verschont er einen von 20 Rittern, weil dieser Tempelherr seinem gestorbenen Bruder Assad
ähnelt. Dieser Ritter rettet Nathans Tochter Recha bei einem Brand das Leben. Nathan bedankt sich bei dem seine antijüdischen Vorurteile pflegenden Ritter Curd von Stauffen. Der zunächst
hochmütige und jeden Dank ablehnende Ritter wird durch die noble Haltung und die Weisheit Nathans beschämt. Er lässt sich schließlich auf ein vorurteilsfreies und fruchtbares Gespräch ein.
Die Männer werden Freunde.
Saladins Geldvorrat ist fast erschöpft und aus Ägypten erwartete Tribute lassen auf sich warten. In dieser finanziell angespannten Situation erhält Saladin von seiner praktisch veranlagten, wie
Stauffen ebenfalls antisemitisch eingestellten, Schwester Sittah den Rat, sich an den reichen Juden zu wenden. Saladin lädt Nathan, der zwar reich ist, aber grundsätzlich kein Geld ausleiht,
vor. Er verwickelt ihn in ein Gespräch, um Nathans gerühmte Klugheit zu testen. Der Sultan stellt die Frage, welche der drei großen Buchreligionen die wahre sei. Nathan antwortet mit der
Parabel von den drei Ringen, nach der Judentum, Islam und Christentum alle auf einen einzigen und gemeinsamen Gott gründen. Entscheidend sei das Bemühen, der in jeder der drei Religionen
innewohnenden Forderung nach Menschlichkeit und Toleranz nachzukommen. Saladin ist von Nathans Weisheit beeindruckt, vergisst den eigentlichen Anlass des Treffens und bittet Nathan um
seine Freundschaft. Der bietet ihm daraufhin nicht nur seine Freundschaft, sondern auch seine finanzielle Unterstützung an.
Curd von Stauffen hat sich indessen in Recha verliebt und will sie heiraten. Er erfährt, dass Recha nicht Nathans leibliche Tochter ist, sondern die Tochter von Nathans gefallenen
christlichen Freund Wolf von Filneck. Schließlich stellt sich aber heraus, dass Wolf von Filneck tatsächlich der Saladin-Bruder Assad gewesen ist. Assad erweist sich nicht nur als
Vater von Recha, sondern auch als der Vater von Curd. Nathan ist jetzt Oberhaupt einer aus jüdisch, christlich und muslimisch geprägten Angehörigen gebildeten Familie, die mit ihm
nicht durch Blutsverwandtschaft, sondern durch das von Lessing höher bewertete Band gemeinsamer Wertvorstellungen verbunden ist. Diesem Idealbild einer toleranten Gemeinschaft stellt
Lessing die unbelehrbaren Charaktere der als rückständige Eiferer gezeichneten Gestalten der Recha-Gesellschafterin Daja und des Patriarchen von Jerusalem gegenüber.