Zusammenfassung: Rapunzel (Gebrüder Grimm)

Autor: Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
Originaltitel: Rapunzel
Veröffentlichung: 1812
Textsorte: Märchen
Textgattung: Epik
Literaturepoche: /

Inhaltsangabe:
Das Märchen von der schönen Frau mit den überlangen Haaren, die viele Jahre von einer Zauberin in einem einsamen Turm eingesperrt leben muss, wurde 1812 von den Brüdern Wilhelm und Jacob Grimm in ihre Märchen-Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ aufgenommen. Bei der Geschichte handelt es sich im Wesentlichen ursprünglich nicht um ein deutsches Märchen, sondern um eine wahrscheinlich im romanischen Kulturraum entstandene Geschichte. Der als Europas erster Aufzeichner von Märchen geltende italienische Autor Giambattista Basile (1575 - 1632) hat, Elemente neapolitanischer Volksmärchen und antiker Mythologien übernehmend, das Märchen „Petronisella“ geschrieben. Die „Petersilchen“-Geschichte wurde postum 1532 in Basiles Hauptwerk „Il Pentamerone“ veröffentlicht. Die französische Adlige Charlotte-Rose de Caumont de la Forces (1654 -1724) übernahm das Petronisella-Thema und schuf daraus das 1698 erschienene höfische Feen-Märchen „Persinette“. 1790 publizierte der deutsche Schriftsteller Friedrich Schulz (1762 - 1798) in seinem vier Geschichten vereinigenden Buch „Kleine Romane“ eine erheblich veränderte Fassung der „Persinette“, die er zu „Rapunzel“ umbenannte.

Darauf stützt sich die Grimmsche, bis 1857 mehrmals abgeänderte Rapunzel-Version, die seitdem im deutschen Sprachraum als verbreiteste Rapunzel-Variante tradiert wird. Seit der zweiten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ (1819) wurde der offensichtlich von Teilen der Leserschaft als unschicklich empfundene Hinweis auf Rapunzels voreheliche Sexualaktivität und Schwangerschaft weggelassen.

Ähnlich wie im Grimm-Märchen „Rumpelstilzchen“ wird bei „Rapunzel“ ein neugeborenes Kind von einer bösen Märchenfigur verlangt. Anders als in „Rumpelstilzchen“ wird diesem Verlangen bei „Rapunzel“ aber auch entsprochen.
Ein Ehepaar, das ihr erstes Kind erwartet, wohnt in der Nachbarschaft der bösen Zauberin Gothel, die einen großen Gemüsegarten besitzt. Die Schwangere entwickelt einen Heißhunger auf die im Gothel-Garten wachsenden Rapunzeln ( = Gemeiner Feldsalat) und drängt ihren Mann, ihr das Gemüse aus dem Garten zu holen. Er wird von der „Frau Gothel“ erwischt und muss mit hexerischer Strafe rechnen. Die Zauberin lässt sich aber von den Bitten des Mannes bedingt besänftigen und sieht von Strafe ab. Im Gegenzug zwingt sie dem Mann aber das Versprechen ab, nach der Niederkunft der Frau das Neugeborene ausgeliefert zu bekommen. Nach der Geburt holt sich sie sich das Baby, es ist ein Mädchen. Das von der Zauberin „Rapunzel“ genannte Mädchen wächst zu einer Schönheit heran. Als Rapunzel zwölf Jahre alt ist, sperrt die Zauberin sie in einen im Wald gelegenen Turm ein. Dort lebt Rapunzel hoch oben in einem Turmzimmer, sitzt am Fenster und singt. Ihr goldenes Haar wächst und wächst und erreicht schließlich die Länge von „zwanzig Ellen“, also etwa 10 Meter. Immer, wenn die Zauberin zu Rapunzel ins Turmzimmer will, ruft sie von unten, dass Rapunzel ihr Haar herablassen soll. Sie benutzt dann die Zöpfe ihrer Gefangenen als eine Art Leiter.

Eines Tages reitet ein Prinz am Waldturm vorbei und vernimmt den Gesang der schönen Rapunzel. Er ist verzaubert von dem Klang, will Rapunzel kennenlernen und klettert an Rapunzels Haaren ins Zimmer. Rapunzel, die eigentlich die Zauberin erwartet hat, erschreckt zunächst, verliebt sich dann aber in den Prinzen. Beide treffen sich jetzt regelmäßig in der Nacht und planen die Flucht von Rapunzel. Doch Gothel erfährt von dem Plan, schneidet wutentbrannt daraufhin die Zöpfe von Rapunzel ab und verlegt das Mädchen in eine “Wüstenei“, wo sie ein karges Leben darben muss. Der Prinz stürzt sich verzweifelt vom Rapunzel-Turm und fällt in einen Dornen-Strauch. Er überlebt, ist aber erblindet. Jahrelang irrt er herum, bis er schließlich zufällig die Wüstenei erreicht. Hier trifft er wieder auf Rapunzel. (In der 1812er Grimm-Version lebt sie noch mit ihren Zwillingen, Prinzenkindern, in der Wüstenei.). Rapunzels Tränen heilen die Blindheit des Prinzen. Das Paar kehrt glücklich in das Reich des Königssohns zurück.

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